Der Industrielle

Max Schmidheiny

Der Industriemagnat war ein Unternehmer der alten Schule.

ZUR PERSON

* 3. April 1908 in Heerbrugg (SG)
+ 19. August 1991 in Altstätten (SG)
Unternehmer, Politiker
Verheiratet mit Margrit Glarner, dann mit Adda Scherrer; eine Tochter, drei Söhne. Die Schmidheiny-Dynastie steht für ein Firmenimperium. Derzeit führt mit Thomas und Stephan und deren Cousin Jacob Schmidheiny die vierte Generation die Geschäfte der Familie.


Der Industriemagnat war ein Unternehmer der alten Schule.

Max Schmidheiny wusste schon kurz nach der Matur: Er wollte in die Fussstapfen seines Vaters, eines Grossindustriellen, treten. Dieser schickte den 18-Jährigen aber an die ETH nach Zürich, wo sich Max zum Maschineningenieur ausbildete. Die Welt des Unternehmertums interessierte den jungen Mann hingegen auch in der Folge mehr. So fing er an, die Bücher des Vaters nachzutragen, der vieles nicht schriftlich festhielt.
Branchenerfahrung sollte der hoffnungsvolle Spross nach alter Schmidheiny-Tradition von der Pike auf in der Zementfabrik sammeln. Max wurde als Kranführer in die Steinbrüche des familieneigenen Zementunternehmens nach Holland abgeordnet.
Als 1935 Vater Ernst starb, übernahmen er und sein älterer Bruder Ernst das grosse Erbe. Schon zwei Jahre zuvor hatte Max Schmidheiny als 25-Jähriger die Leitung des Eternitwerkes in Niederurnen übernommen. Dort verdiente er seine Manager-Sporen ab, indem er das Unternehmen mit grossem Elan und im Clinch mit den älteren Kadern modernisierte.
In dieser Zeit war auch die Schweiz von der Weltwirtschaftskrise betroffen. Es gelang «Sir Max», wie er in seiner Rheintaler Heimat genannt wurde, die Arbeitsplätze seiner Lieblingsfabrik, dem Optik-Unternehmen «Wild-Heerbrugg», zu sichern.
«Max Schmidheiny war ein typischer Patron, der sich verantwortlich fühlte für seine Belegschaft und Region. Er war einer der letzten, die als Familienunternehmer ihr Kapital noch personifizierten», sagt der Publizist Christoph Keller.
Der Zweite Weltkrieg stoppte seinen Expansionsdrang nicht: Max Schmidheiny arrangierte sich sowohl mit den Deutschen als auch mit den Alliierten und belieferte beide Kriegslager. Sein opportunistisches Motto: Verkaufen, wo man verkaufen kann.
Auch nach dem Krieg verwandelte sich alles, was Max Schmidheiny anrührte, in Gold. Also diversifizierte er. Sir Max baute im Rheintal Strassenbahnen und Wasserkraftwerke, stellte Zündhölzer her und investierte in Schweizer Erdölforschung.
Für Max Schmidheiny war klar, dass sich Wirtschaftsführer politisch engagieren müssen. Er sass in lokalen und kantonalen Räten und ab 1959 vier Jahre lang für die FDP im Nationalrat. Dort langweilte er sich aber und fand, dass er den Interessen der Schweizer Wirtschaft besser als Nur-Unternehmer dienen könne. Keller: «Als Politiker war er ein radikaler Liberaler. In seinen Voten nahm er stets den Standpunkt des Unternehmers ein. Er sprach sich stets gegen staatliche Reglementierung und für wirtschaftliche Deregulierung aus.»
Es war nicht Max Schmidheinys Art, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. So stieg er bei Brown Boveri & Cie. ein und baute die Firma zu einem Weltkonzern aus.
Max Schmidheiny betätigte sich auch im  Sozialen und Kulturellen. Der Mann mit dem eigenen Willen, der von einer deutschen Zeitschrift als «Mächtigster der Eidgenossenwirtschaft» bezeichnet wurde, richtete einige wohltätige Stiftungen ein und förderte etwa die Sanierung der Kartause Ittigen. Diese beherbergte einmal auch seine eindrückliche Sammlung an Werken von Ferdinand Hodler.
Bis ins hohe Alter überwachte Schmidheiny seine Geschäfte selbst. Seine Nachfolge regelte er früh, indem er sein Firmenimperium seinen beiden Söhnen Thomas und Stephan vermachte.
Pascal Unternährer

*Buchtipp:  Hans O. Staub: «Von Schmidheiny zu Schmidheiny». Verein für wirtschaftshistorische Studien. 32 Franken, ISBN 3-909059-07-4.