Heinrich Wild bei der 
"Eidgenössiche Landestopographie" (1900-1907)

Im Alter von drei Jahren verstarb Heinrich Wild's Vater. Die Wild-Familie zog nach Bilten wo er bei seiner Großmutter aufgenommen wurde.

Im Alter von 22, nach einigen Semestern an der "Geometer Schule des Technikums Winterthur" brach er das Studium als Klassenbester ab  und nahm ohne Diplom in der Tasche zu haben eine Stelle am "Eidgenössisch Topographischen Bureau" (später "Schweizerische Landestopographie") in Bern an. Zuerst war er als Ingenieur II. Klasse, wurde aber bald zum  Ingenieur I. Klasse befördert.

Während seiner Tätigkeit beschäftigte er sich als klassischer Landvermesser, Topograph und Nivellierer, er untersuchte, düftelte und entwickelt aber auch an einem neuen Instrumenten-Design.

In den Jahren 1905 bis 1907 war er zudem Mitglied einer Schweizer Militärkommission die sich mit einem neuen Distanzmesser (Optische Entfernungsmessung) beschäftigt. Wohl auch wegen seines 1. Patentes für einen "Korrigierbarer Doppelbilddistanzmesser"  (CH31049) das er 1904 einreichte. 

In dieser Position kam er aber auch in Kontakt mit dem wichtigen Personen der Carl Zeiss Werke in Jena, Deutschland.

At the age of three, Heinrich Wild's father passed away.  The Wild family
moved to Bilten, taking up residence with his grandmother.

Befor completing his studies at age 22, as first in his class at the “Geometerschule des Technikums Winterthur” and so without a degree, he accepted a position at the “Eidgenössischen Topographischen Bureaus” (later named “Schweizerische Landestopographie”) at Berne. 

First as a Engineer II. class and later promoted as a Engineer I. class.   
While employed as a classical land surveyors, topographer, and leveler, he also investigated and developed new instrument designs.

During the years 1905 to 1907, he was a member of a Swiss military commission charged with providing new range finders (Optical distance measuring devises). 


While serving in this position, he came into contact with personnel at the Carl Zeiss Works located at Jena, Germany.



Dieser Theodolit wurde von Wanschaff in Berlin 1907 nach Plänen von Heinrich Wild hergestellt.

(Eigentum von Eidgenössische Landestopographie)


CH - Patent Nr. 380603 von Heinrich Wild von 1907:
Vorrichtung zur mikroskopischen Ablesung von Teilungen.

Gegenstand vorliegender Erfindung ist eine Vorrichtung zur mikroskopischen Ablesung von Teilungen, bei der von zwei verschiedenen Stellen der Teilung aus die Strahlen durch Prismen oder ebene Spiegel so geführt werden, daß die von den zwei Mikroskopobjektiven erzeugten reellen Bilder durch ein einziges Okular von einem Standpunkt ans betrachtet werden können und für die Ablesung nur ein einziges Glas- oder Schraubenmikrometer nötig ist.

Da Albert Einstein von 1902 - 1909 als Technischer Vorprüfer am Eidgenössischen Amt für geistiges Eigentum (Patentamt) in Bern arbeitete, ist es gut möglich, dass das Patent von H.Wild durch A. Einstein geprüft wurde !



Neu entdeckte Wild-Einstein-Relation

Albert Einstein und Heinrich Wild, Bundesexperten III. Klasse

Nicht nur beide Relativitäts- und wesentliche Teile der Quantentheorien nahmen vor einem Jahrhundert in der Schweizer Bundeshauptstadt Bern ihren weltweiten Anfang, sondern auch die modernen Technologien der Erd- und Landesvermessung. Der als Bundesexperte III. Klasse in der Eidgenössischen Landestopographie tätige Heinrich Wild (1877-1951) verbesserte mit seinen neuartigen optisch-mechanischen Instrumentenkonstruktionen die Vermessung und Kartierung der Erde. Der zur gleichen Zeit im Eidgenössischen Patentamt ebenfalls als Bundesexperte III. Klasse tätige Albert Einstein (1879-1955) schuf mit seinen Theorien die Grundlagen für die heutigen Laser-, GPS- und Digitalsensor-Vermessungstechnologien.

Einstein und Wild schrieben damit völlig unabhängig voneinander vor einem Jahrhundert ein zentrales Kapitel der Vermessungsgeschichte neu. Doch so unglaublich es klingen mag: trotz zahlreicher verblüffender biografischer Parallelen – einschliesslich gleicher Wohnorte und Arbeitswege – kannten sich gemäss den bisher bekannten Dokumenten diese beiden Koryphäen ihrer Gebiete anscheinend nicht einmal. Oder vielleicht doch?


Gleichzeitig an Zürcher Hochschulen, in Bern und in Deutschland

Wie Albert Einstein hatte sein zwei Jahre älterer Zeitgenosse Heinrich Wild die Schule vorzeitig verlassen und sich wie Einstein im Jahre 1896 an einer Zürcher Technischen Hochschule zum Studium eingeschrieben; wie Einstein arbeitete Wild vor einem Jahrhundert als Bundesbeamter III. Klasse in Berner Amtsstuben und entwickelte hier bahnbrechende neue Ideen; wie Einstein heiratete Wild als 23jähriger in Bern, wohnte mit seiner Familie zur selben Zeit wie Einstein in der Berner Thunstrasse und verliess sieben Jahre später, genau wie der Patentbeamte Einstein, die Schweizer Bundeshauptstadt als genau Dreissigjähriger; folgte wie Einstein schon vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges einem beruflichen Ruf nach Deutschland und lebte auch während der Hungerzeit des eisigen „Kohlrübenwinters“ und dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches dort; wie beim Nobelpreisträger Albert Einstein wurden die Leistungen Heinrich Wilds im Jahr 1930 von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich mit der Auszeichnung zum Doktor honoris causa gewürdigt.


Albert Einstein: Physiker und Kreiselkompass-Konstrukteur

Immer wieder beeinflussten Landvermesser und Mathematiker mit ihrem Wissen Einsteins Theorien. Grossen Einfluss auf Einsteins Gedankenwelt und speziell auf die Relativitätstheorie hatten bereits in Zürich und Bern die Arbeiten von Henri Poincaré. Dieser Physiker und Mathematiker war Direktor des weltbekannten Büros der Länge in Sèvres, dessen Urmeter auf Meridianberechnungen der französischen Geometer beruhte. Die mathematische Formulierung der Relativitätstheorie gelang Einstein durch Verwendung von Ansätzen aus der Nicht-Euklidschen Theorie gekrümmter Räume des Mathematikers und Landvermessers Carl Friedrich Gauss. Doch reichen Einsteins Beziehungen zur Vermessung weit über die theoretischen Aufgaben des Universitäts-Physikers hinaus. Als Instrumentenkonstrukteur entwickelte er ein Kreiselkompassgerät, das auf seinen Namen patentiert war und in Kiel in so grosser Anzahl gefertigt wurde, dass es ihm beträchtliche Einnahmen bescherte. Einstein war so fasziniert von der Entwicklung, dass er nicht nur 1915 die Arbeiten an der Allgemeinen Relativitätstheorie unterbrach, sondern auch das Funktionsprinzip des Kreisels als Modell seiner atomaren Beschreibung des Permanentmagnetismus benutzte [2].


Heinrich Wild: Vermessungsgeräte-Konstrukteur und Unternehmer

Mit seinen wesentlich verkleinerten und verbesserten Vermessungsgeräten war Heinrich Wild nicht nur der geniale Erfinder technischer Innovationen, sondern auch der Generator wirtschaftlicher Organisationen. Wie niemand sonst gestaltete und prägte er alle drei bedeutendsten Unternehmen des Vermessungs- und Photogrammetrie-Gerätebaus des 20. Jahrhunderts und damit die Welt der Erdvermesser bis hin zur Satellitentechnik. So baute er bereits 1908 in Deutschland bei Zeiss in Jena die Abteilung Geodäsie auf, gründete 1921 in der Schweiz mit zwei Partnern sein eigenes Unternehmen, die heutige Leica Geosystems, und initiierte später auch noch bei der Firma Kern in Aarau den Photogrammetriegerätebau, sowie eine neue Generation geodätischer Instrumente. In ihrem Nachruf bezeichnete eine deutsche Fachzeitschrift den Schweizer Heinrich Wild als den „bedeutendsten Konstrukteur geodätischer Instrumente, der jemals gelebt hat“ [3].


Weltweite Bedeutung und Marktführerschaft

Mit ihren Landeskarten und Gebirgsdarstellungen bis hin zum Mt. Everest geniesst die Schweizer Kartographie einen international erstklassigen Ruf. In der Fachwelt behaupten seit Wilds Erfindungen Schweizer Vermessungsinstrumente ein Hochleistungs-Image und die internationale Marktführerschaft. Während diese rein optisch-mechanisch realisierten Erfindungen die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts prägten, waren es ab der zweiten Jahrhunderthälfte die von Physikern auf der Basis von Einsteins Photoeffekt entwickelten und in Wilds Basiskonstruktionen integrierten Laser- und Digitalsensor-Technologien, sowie die mit relativistischen Korrekturen versehenen GPS-Systeme [4].


Erst jetzt wurde aufgrund meiner Recherchen im ETH-Archiv eine Fotografie entdeckt, die diese beiden Initianten der Entwicklung der modernen Vermessungstechnologien auf einem Bild dokumentiert. Diese bis anhin auch Einstein-Connaisseurs unbekannte Aufnahme zeigt die beiden Schweizer inmitten anderer Laureaten beim Festakt der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich am 7. November 1930 als frisch gewürdigte ETH-Ehrendoktoren. Diese Fotografie illustriert den Kulminationspunkt einer verblüffenden dreissigjährigen Parallelität zwischen Einstein und Wild. Leider nicht zu finden war bis jetzt eine von Heinrich Wild während der gemeinsamen Berner Jahre auf dem Amt für geistiges Eigentum eingereichte Patentschrift, die von Albert Einstein geprüft worden wäre.


Es ist schon beachtlich, was vor einem Jahrhundert in Bern geschah: Die Weiterentwicklungen der Erkenntnisse Einsteins und der Schöpfungen Heinrich Wild' verbesserten unser Wissen und unsere Orientierung auf der Erde, aber auch auf dem Mond und im Weltraum. Die grössten Gipfel der Kontinente tragen ebenso das Mass der aus ihren Theorien und Konstruktionen entwickelten Instrumente, wie die bedeutendsten Bauwerke des 20. Jahrhunderts und zahlreiche Landeskarten rund um den Globus.


Einstein, Ammann und Wild vor 85 Jahren

Dieses neu entdeckte Bild zeigt im Ausschnitt den Nobelpreisträger Albert Einstein als 51-jährigen, zusammen mit weiteren ETH-Ehrendoktoren des Jahres 1930. Es wurde am 7. November 1930 im Stadttheater Zürich anlässlich des Festaktes zum 75-jährigen Jubiläum der Eidgenössischen Technischen Hochschule aufgenommen. Das Kuvert eines Kinderbriefes an Einstein war einmal mit „Chefkonstrukteur des Universums“ angeschrieben: auf diesem Bildausschnitt ist der Nobelpreisträger zusammen mit dem Chefkonstrukteur der Vermessungswelt (Wild) und dem Chefkonstrukteur des Brückenbaus (Ammann) zu sehen. Zwischen Albert Einstein (links unten) und Heinrich Wild (rechts oben) bildet in der ersten Reihe (dritter von rechts) der Konstrukteur der New Yorker George-Washington-Bridge Othmar Ammann gewissermassen visuell einen „Brückenpfeiler“. Es ist das einzige gemeinsame Bild dieser weltbekannten Schweizer Einstein, Ammann und Wild – ein historisches Zeugnis dreier grosser internationaler „Chefkonstrukteure“.


Fritz Staudacher

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